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Diskriminierung?«Ich wurde auf Englisch angesprochen, das nervt»
Eine deutsche Politikerin mit libanesischen Wurzeln fühlt sich diskriminiert, weil sie auf Englisch angesprochen wurde. Sie erntet Spott aus der Schweiz.
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«Wurde gerade von einer Stewardess auf einem Inlandflug auf Englisch angesprochen. Hab sie gefragt, warum sie meint, ich könne kein Deutsch. Sie, sichtlich irritiert: ‹Wir haben halt viele ausländische Gäste.› Ehrlich, es nervt.»: Das schreibt die deutsche SPD-Politikerin Sawsan Chebli auf Twitter. Sie gibt sich sichtlich genervt. Mit dem Hashtag #vonhier drückt Chebli aus, dass sie sich von der Flugbegleiterin diskriminiert fühlt.
Der Tweet hat zahlreiche Reaktionen und Diskussionen ausgelöst. Unter anderem auch von der Schweizer Kolumnistin Tamara Wernli. Sie nimmt die SPD-Politikerin mit einem ironischen Tweet hoch: «Stewardessen sprechen mich auf Langstreckenflügen ständig auf Italienisch an. Ich frage mich, warum keine meint, ich sei Schweizerin. Das nervt total, echt.» Die Community kommentiert und liked fleissig.
Zu 20 Minuten sagt Wernli: «Mich können Leute ansprechen, wie sie wollen. Das irritiert mich überhaupt nicht.»
Wenig Verständnis für deutsche Politikerin
Auch CVP-Präsident Gerhard Pfister kritisiert Chebli.
«Hat nichts mit Diskriminierung zu tun»
Kein Verständnis für Chebli hat auch Denny Manimanakis, Präsident der Gewerkschaft des Kabinenpersonals (Kapers), der selbst als Flugbegleiter tätig ist. «Als Grundsatz gilt, die Passagiere zuerst in meiner Landessprache zu begrüssen. Wenn dann keine Antwort kommt, wechsle ich auf Englisch, weil ich annehme, dass ich nicht verstanden wurde.» Zudem berücksichtige er den Abflugort und höre genau hin, wie sich die Passagiere untereinander verständigen. «Mit Diskriminierung hat das alles also gar nichts zu tun», so Manimanakis.
Er selbst habe weder persönlich noch aus Gewerkschaftskreisen Kenntnis von einem Passagier, der sich aufgrund einer Anrede diskriminiert gefühlt habe. «Was Chebli da sagt, ist für mich nicht nachvollziehbar.»
Inflationärer Gebrauch von Vorwürfen sei gefährlich
«Unter Diskriminierung verstehe ich die Ausgrenzung und Herabsetzung einer Person oder Gruppe», sagt der Soziologe Ueli Mäder. Grundsätzlich begrüsse er es, wenn Personen auch auf feine alltägliche Formen von Diskriminierung sensibilisiert seien. Im Falle von Chebli jedoch handle es sich seiner Einschätzung nach eher um ein höflich gemeintes Entgegenkommen aufgrund äusserlicher Merkmale, sagt Mäder.
Es sei wichtig, sich bewusst zu sein, dass die Übergänge oft fliessend sind: «Sucht ein Freund von mir, dessen Name mit den Buchstaben -ic endet, eine Wohnung in der Schweiz und der Vermieter schickt ihm eine Absage à la ‹Ich dir leider keine Wohnung geben kann› ist das klar diskriminierend.» Trotzdem gelte es auch, von Diskriminierungsvorwürfen nicht inflationär Gebrauch zu machen. «Sonst laufen wir Gefahr, das Kind mit dem Bad auszuschütten», erklärt Mäder.
«Globalisierung soll Vielfalt öffnen»
Und in unserer globalisierten Welt von heute? «Die Globalisierung öffnet eine neue Vielfalt, die es bis anhin nicht gab, und soll die internationale Solidarität fördern», sagt Mäder. Heutzutage werde Englisch auch an öffentlichen Podien recht selbstverständlich als Umgangssprache gewählt.
Das habe wohl kaum mit Diskriminierung zu tun. Es gelte jedoch, aufzupassen, dass die Vielfalt erhalten bleibe und nicht im Rahmen eines Globalismus einfach neue Standards gesetzt werden. «Sonst führt das zu einer Homogenisierung», hält Mäder fest.
Author: Jennifer Payne MD
Last Updated: 1703896922
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